Höhere Strafen für Sexualstraftäter

Erfahrene Rechtsberatung in sensiblen Verfahren

Das Wichtigste im Überblick

  • Das Schweigerecht ist Ihr wichtigstes Verteidigungsinstrument – machen Sie ohne anwaltliche Beratung keine Aussagen gegenüber den Ermittlungsbehörden
  • Eine frühzeitige spezialisierte Strafverteidigung kann den Verfahrensausgang entscheidend beeinflussen – wir entwickeln mit Ihnen eine individuelle Verteidigungsstrategie

Die aktuelle Rechtslage im kritischen Diskurs

Das Sexualstrafrecht hat in den vergangenen Jahren tiefgreifende Veränderungen erfahren. Die jüngsten Gesetzesreformen haben zu einer deutlichen Verschärfung der Strafrahmen und einer Ausweitung der Strafbarkeit geführt. Diese Entwicklung betrachten wir aus rechtsstaatlicher Perspektive mit Sorge. Der Bestimmtheitsgrundsatz des Artikel 103 Absatz 2 Grundgesetz verlangt eine präzise Definition strafbaren Verhaltens. Die neuen, oft unbestimmten Rechtsbegriffe im reformierten § 177 StGB stellen die Rechtspraxis vor erhebliche Herausforderungen. 

Die Strafrahmen bei sexuellen Übergriffen nach § 177 StGB wurden erheblich verschärft und reichen nun von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe, in besonders schweren Fällen bis zu 15 Jahren oder lebenslanger Freiheitsstrafe.

Die Verschärfung des Sexualstrafrechts wirft grundlegende verfassungsrechtliche Fragen auf. Das Spannungsverhältnis zwischen dem berechtigten Interesse der Allgemeinheit an effektiver Strafverfolgung und den Grundrechten der Beschuldigten muss sorgfältig austariert werden. Als Verteidiger setzen wir uns für eine verfassungskonforme, restriktive Auslegung der neuen Strafvorschriften ein. Der Grundsatz „in dubio pro reo“ darf auch bei gesellschaftlich besonders geächteten Delikten nicht ausgehöhlt werden.

Wann liegt § 177 StGB vor?

Das Sexualstrafrecht definiert in § 177 StGB drei zentrale Deliktformen. Der sexuelle Übergriff als Grundtatbestand liegt vor, wenn sexuelle Handlungen gegen den erkennbaren Willen einer Person vorgenommen werden. Die Reform des Sexualstrafrechts hat hier den Grundsatz „Nein heißt Nein“ fest verankert. Eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren droht bereits für diese Grundform.

Eine sexuelle Nötigung wird angenommen, wenn der Täter Gewalt anwendet, mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben droht oder eine Lage ausnutzt, in der das Opfer der Einwirkung des Täters schutzlos ausgeliefert ist. Diese qualifizierte Form sieht einen erhöhten Strafrahmen vor.

Die Vergewaltigung wird unter den Sexualstraftaten besonders hart bestraft. Ein Eindringen in den Körper gegen den Willen des Opfers – sei es durch Beischlaf oder andere sexuelle Handlungen – zieht mindestens zwei Jahre Freiheitsstrafe nach sich. Bei erschwerten Tatbeständen wie Gruppenvergewaltigung oder Waffeneinsatz verhängen Gerichte deutlich höhere Strafen für Sexualstraftäter. Diese konsequente Strafverfolgung soll der besonderen Schwere dieser Verbrechen Rechnung tragen.

Was tun nach einer Anzeige wegen Vergewaltigung?

Der Moment einer Beschuldigung wegen eines Sexualdelikts stellt eine extreme Ausnahmesituation dar. Die ersten Stunden und Tage nach Bekanntwerden eines Ermittlungsverfahrens sind entscheidend für den weiteren Verlauf. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an richtig zu handeln.

Das wichtigste Recht eines jeden Beschuldigten ist das Recht zu schweigen. Auch wenn der Impuls, sich sofort zu rechtfertigen, verständlich ist – vorschnelle oder unüberlegte Äußerungen können schwerwiegende Folgen haben. Die Ermittlungsbehörden sind nicht Ihre Vertrauenspersonen, sondern haben den Auftrag, belastende Beweise gegen Sie zu sammeln. Verzichten Sie daher auf jegliche Aussagen oder Erklärungsversuche gegenüber der Polizei, in sozialen Medien oder gegenüber anderen Personen.

Die sofortige Einschaltung eines auf Sexualstrafrecht spezialisierten Verteidigers ist der wichtigste aktive Schritt. Ein erfahrener Strafverteidiger kann die Ermittlungsakte analysieren, die Beweislage bewerten und eine maßgeschneiderte Verteidigungsstrategie entwickeln. Eine frühzeitige und strategisch durchdachte Verteidigung kann oft bereits im Ermittlungsverfahren eine Einstellung des Verfahrens erreichen.

Die psychische Belastung durch eine solche Beschuldigung sollte nicht unterschätzt werden. Scheuen Sie sich nicht, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen und sich vertrauensvollen Angehörigen anzuvertrauen.

Beweisführung und Sachverständigengutachten

Die Beweislage in Sexualstrafverfahren gestaltet sich häufig komplex. In vielen Fällen steht Aussage gegen Aussage. Die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs stellt hier zu Recht hohe Anforderungen an die Beweiswürdigung. Eine besonders gründliche Glaubhaftigkeitsprüfung und die ernsthafte Erwägung alternativer Geschehensabläufe sind unerlässlich.

Die aussagepsychologische Begutachtung nimmt eine Schlüsselrolle ein. Wir arbeiten eng mit renommierten forensischen Sachverständigen zusammen, die nach wissenschaftlichen Standards die Glaubhaftigkeit von Aussagen überprüfen. Die methodische Qualität der Gutachten wird von uns kritisch hinterfragt. Bei Bedarf initiieren wir Gegengutachten, um eine fundierte fachliche Auseinandersetzung zu gewährleisten.

Therapeutische Maßnahmen und ihre rechtliche Bedeutung

Die Einleitung therapeutischer Maßnahmen kann den Verfahrensausgang maßgeblich beeinflussen. Eine frühzeitige Therapiebereitschaft signalisiert Verantwortungsübernahme und Einsicht. Bei der Auswahl geeigneter therapeutischer Angebote beraten wir unsere Mandanten umfassend. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten forensischen Therapeuten hat sich dabei bewährt. Diese können nicht nur die erforderliche Behandlung durchführen, sondern auch fundierte prognostische Einschätzungen abgeben.

Bei höheren Strafen für Sexualstraftäter muss die Therapie individuell angepasst werden. Während schwere Fälle eine stationäre Behandlung in forensischen Einrichtungen erfordern, können leichtere Fälle auch ambulant effektiv therapiert werden. Die Entscheidung für das passende Setting basiert auf einer gründlichen Einschätzung der Fallschwere und der persönlichen Situation des Täters. Professionelle Beratung hilft, die optimale Therapieform zu bestimmen. Die Therapieerfolge fließen in die gerichtliche Bewertung ein und können sich deutlich strafmildernd auswirken.

Häufig gestellte Fragen:

Eine polizeiliche Vorladung als Beschuldigter verpflichtet Sie nicht zum Erscheinen. Kontaktieren Sie umgehend einen spezialisierten Strafverteidiger. Machen Sie ohne anwaltliche Beratung keine Aussagen zur Sache. Das Schweigerecht ist Ihr wichtigstes Recht als Beschuldigter. Unsere Kanzlei steht Ihnen für eine erste Einschätzung zur Verfügung und übernimmt auf Wunsch die Kommunikation mit den Ermittlungsbehörden.

Ein Strafverfahren bei Sexualdelikten erstreckt sich in der Regel über sechs bis zwölf Monate, manchmal auch länger. Das Ermittlungsverfahren allein kann mehrere Monate dauern. Nach der Anklageerhebung folgt das Zwischenverfahren, bevor die Hauptverhandlung beginnt. Diese Dauer ist notwendig für eine gründliche Sachaufklärung und die Vorbereitung einer effektiven Verteidigung. Als Ihre Verteidiger setzen wir uns für eine zügige, aber sorgfältige Verfahrensführung ein.

Bei Sexualdelikten wird häufig Untersuchungshaft angeordnet, besonders bei Flucht- oder Verdunkelungsgefahr. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Untersuchungshaft zu vermeiden. Wir können durch geeignete Auflagen, wie regelmäßige Meldeauflagen oder Kautionsstellung, einen Haftbefehl außer Vollzug setzen lassen. Im Rahmen der Haftprüfung überprüfen wir die Voraussetzungen der Untersuchungshaft und entwickeln Alternativen.

Die Strafrahmen bei Sexualdelikten wurden zuletzt deutlich verschärft. Je nach Schwere der Tat reichen sie von Geldstrafen bis zu mehrjährigen Freiheitsstrafen, in besonders schweren Fällen bis zu lebenslanger Freiheitsstrafe. Die konkrete Strafe hängt von vielen individuellen Faktoren ab: der Schwere der Tat, Ihren persönlichen Verhältnissen, möglichen Vorstrafen und Ihrem Verhalten nach der Tat. Eine frühzeitige Therapiebereitschaft und Einsicht können sich deutlich strafmildernd auswirken.

Bei Sexualdelikten kann die Öffentlichkeit zum Schutz der Persönlichkeitsrechte ausgeschlossen werden. Dies gilt besonders, wenn intime Details zur Sprache kommen. Wir beantragen in geeigneten Fällen den Ausschluss der Öffentlichkeit. Bei Medienanfragen beraten wir Sie umfassend und übernehmen auf Wunsch die Kommunikation. Diskretion hat für uns höchste Priorität.

Eine frühzeitige Therapie kann erheblichen Einfluss auf den Verfahrensausgang haben. Sie zeigt dem Gericht Ihre Einsicht und Verantwortungsübernahme. Die therapeutische Aufarbeitung wird bei der Strafzumessung positiv berücksichtigt. Wir vermitteln Kontakte zu erfahrenen forensischen Therapeuten und begleiten den therapeutischen Prozess aus rechtlicher Sicht.

Höhere Strafen für Sexualstraftäter können durch Sicherungsverwahrung ergänzt werden – eine Maßnahme, die über das eigentliche Strafmaß hinausgeht. Diese kommt bei besonders schweren Taten und anhaltender Gefährlichkeit in Betracht. Die Anordnung erfolgt nach strenger Prüfung verschiedener Faktoren wie Tatverhalten und individuelle Gefährlichkeitsprognose. Die rechtlichen Hürden sind hoch, weshalb jeder Fall kritisch geprüft und Alternativen zur Sicherungsverwahrung evaluiert werden müssen.

Eine Verurteilung wegen eines Sexualdelikts wird im erweiterten Führungszeugnis eingetragen und kann den Zugang zu bestimmten Berufsfeldern erschweren. Wir beraten Sie umfassend über die möglichen Konsequenzen und unterstützen Sie bei der beruflichen Neuorientierung. Auch die Tilgungsfristen im Bundeszentralregister und Möglichkeiten der Reintegration sind Teil unserer Beratung.

Bei Sexualdelikten wird in der Regel ein Pflichtverteidiger bestellt. Die Kosten trägt zunächst die Staatskasse, können aber im Falle einer Verurteilung dem Angeklagten auferlegt werden. In unserem ersten Gespräch klären wir die Kostenfrage transparent und prüfen Möglichkeiten der Prozesskostenhilfe. Angesichts der schwerwiegenden möglichen Konsequenzen ist eine qualifizierte Verteidigung unverzichtbar.

Die Entscheidung für oder gegen ein Geständnis muss im Einzelfall sorgfältig geprüft werden. Ein Geständnis kann sich zwar strafmildernd auswirken, sollte aber wohlüberlegt sein. Wir analysieren zunächst die Beweislage und entwickeln eine an Ihren Fall angepasste Verteidigungsstrategie. Das Schweigerecht bleibt bis zum Schluss gewahrt. Eine Einlassung erfolgt nur, wenn sie taktisch sinnvoll und rechtlich vorteilhaft erscheint.

Höhere Strafen für Sexualstraftäter

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